07. Mai 2022

Auf welche Stimmen soll ich hören?

Gemeindereferentin Regina Soot macht sich in ihrem Wort zum Sonntag Gedanken um die vielen Stimmen und Meinungen, die uns gerade umgeben ...

Von Regina Soot - "Wir können die Menschen in der Ukraine doch nicht im Stich lassen!" - "Wenn wir Waffen liefern, sorgen wir für eine Eskalation." - "Die Corona-Maßnahmen-Lockerungen werden sich im Herbst rächen." - "Die Corona-Maßnahmen machen Menschen krank." - "Das habe ich im Internet gelesen." - "Das habe ich gehört." - "Das ist meine Meinung." - "Das ist die Wahrheit!" - "Das ist gesunder Menschenverstand!"

Kaum ein Gespräch vergeht gerade, ohne eine der vielen Stimmen zu den großen Herausforderungen dieser Zeit. Und nicht selten ist es mit der Verurteilung gegenteiliger Meinungen verbunden. Der Druck auf uns selbst, zu allem eine Meinung haben zu müssen, steigt. Gleichzeitig wird uns immer mehr vor Augen geführt, wie komplex die Welt ist und dass einfache Antworten nicht weiterhelfen.

An diesem Wochenende hören wir in den katholischen Gottesdiensten den Bibeltext von Jesus als guten Hirten, dessen Schafe seine Stimme erkennen. Auch wenn wir Christen uns meist ungerne mit Schafen vergleichen würden - die Vorstellung, die richtige Stimme herausfiltern zu können und so zu erkennen, wie ich mir meine Meinung bilden könnte, ist reizvoll. Aber auch die Botschaft Jesu ist vielfältig interpretierbar - wie wir gerade auch an den unterschiedlichen Verlautbarungen christlicher Akteure zum Thema Waffenlieferungen erkennen können.

Frère Roger, der Gründer der ökumenischen Kommunität in Taizé, sagte einmal "Lebe das, was du vom Evangelium verstanden hast." Ich muss also nicht alles vom Evangelium verstanden haben und kann es trotzdem in meinem Leben umsetzen. Vielleicht ist das auch ein guter Hinweis für unsere persönliche Meinungsbildung. Nehmen wir uns den Druck, zu allem eine Meinung haben zu müssen. Trauen wir uns, öfter zu sagen "Ich weiß es nicht." und dort Verantwortung zu übernehmen, wo wir ein Verständnis entwickeln konnten. Vielleicht gelingt es dann auch, andere Meinungen weniger zu verurteilen und Meinungsvielfalt als etwas wertvoll zu erkennen.


Präventionsfortbildung

Stadt - Land - Gott

Schutzkonzept

Soziale Netzwerke

07. Mai 2022

Auf welche Stimmen soll ich hören?

Gemeindereferentin Regina Soot macht sich in ihrem Wort zum Sonntag Gedanken um die vielen Stimmen und Meinungen, die uns gerade umgeben ...

Von Regina Soot - "Wir können die Menschen in der Ukraine doch nicht im Stich lassen!" - "Wenn wir Waffen liefern, sorgen wir für eine Eskalation." - "Die Corona-Maßnahmen-Lockerungen werden sich im Herbst rächen." - "Die Corona-Maßnahmen machen Menschen krank." - "Das habe ich im Internet gelesen." - "Das habe ich gehört." - "Das ist meine Meinung." - "Das ist die Wahrheit!" - "Das ist gesunder Menschenverstand!"

Kaum ein Gespräch vergeht gerade, ohne eine der vielen Stimmen zu den großen Herausforderungen dieser Zeit. Und nicht selten ist es mit der Verurteilung gegenteiliger Meinungen verbunden. Der Druck auf uns selbst, zu allem eine Meinung haben zu müssen, steigt. Gleichzeitig wird uns immer mehr vor Augen geführt, wie komplex die Welt ist und dass einfache Antworten nicht weiterhelfen.

An diesem Wochenende hören wir in den katholischen Gottesdiensten den Bibeltext von Jesus als guten Hirten, dessen Schafe seine Stimme erkennen. Auch wenn wir Christen uns meist ungerne mit Schafen vergleichen würden - die Vorstellung, die richtige Stimme herausfiltern zu können und so zu erkennen, wie ich mir meine Meinung bilden könnte, ist reizvoll. Aber auch die Botschaft Jesu ist vielfältig interpretierbar - wie wir gerade auch an den unterschiedlichen Verlautbarungen christlicher Akteure zum Thema Waffenlieferungen erkennen können.

Frère Roger, der Gründer der ökumenischen Kommunität in Taizé, sagte einmal "Lebe das, was du vom Evangelium verstanden hast." Ich muss also nicht alles vom Evangelium verstanden haben und kann es trotzdem in meinem Leben umsetzen. Vielleicht ist das auch ein guter Hinweis für unsere persönliche Meinungsbildung. Nehmen wir uns den Druck, zu allem eine Meinung haben zu müssen. Trauen wir uns, öfter zu sagen "Ich weiß es nicht." und dort Verantwortung zu übernehmen, wo wir ein Verständnis entwickeln konnten. Vielleicht gelingt es dann auch, andere Meinungen weniger zu verurteilen und Meinungsvielfalt als etwas wertvoll zu erkennen.


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