17. Dezember 2020
Brett vorm Kopf
In seinem "Wort zum Alltag" beschäftigt sich Pfarrer Dirk Jenssen mit der Überlegung, dass der Lockdown Zeit für Neues schaffen kann.
Als Jugendlicher war ich öfter bei einem Freund von mir in Hildesheim-Himmelsthür zu Besuch. An seiner Kühlschranktür war ein Brett mit Gummizug. Darauf stand „Gehirnwärmer“. Witzig fand ich das, wenn jemand aus der Familie sich dieses Brett vor den Kopf schob, um deutlich zu machen: Hier weiß ich auch nicht weiter.
In den letzten sieben Tagen vor Weihnachten gibt es in der christlichen Tradition den Brauch jedem Tag einen Gottestitel zuzuordnen. Der 17. Dezember heißt dabei dann „Weisheit“. Genau das ist es, was mir fehlt, wenn der „Gehirnwärmer“ nicht zur Stelle ist. Weisheit und Einsicht kann man nur erlangen und empfangen, wenn Raum dafür da ist.
In der Lockdownzeit haben wir plötzlich Raum, den wir gar nicht wollten. Manchmal geht unser Lebensweg auch Umwege. Das muss nicht das Schlechteste sein. Vielleicht wird sogar diese spezielle Vorbereitungszeit auf Weihnachten, obwohl nicht gewollt, plötzlich zu einer Möglichkeit für Neues, was ohne die Umstände nicht geworden wäre.
Die Christen früherer Zeiten hätten dann gestaunt und gesagt: „O Weisheit“. Vielleicht schauen sie mal in der Suchmaschine nach, was unter „O-Antiphon“ für den 18. Dezember drinsteht.
Pfarrer Dirk Jenssen, Katholische Kirche Nordharz