13. November 2021
Denkt und lebt größer
Über diese Aufforderung Jesu hat Pater Ernst-Willi Paulus sich Gedanken in seinem Wort zum Sonntag gemacht.
"Kehrt um, denn das Himmelreich ist nahe." Das ist der Kernsatz der Predigt Jesu. Das ist die Grundaussage des Evangeliums.
Und das Ganze klingt nach Mühsal und Beschwer, nach Verzicht, nach Opfer und Leistung.
Der Karmelit Reinhard Körner hat einen bemerkenswerten Vorschlag gemacht, das griechische Wort hinter dem "Kehrt um" anders zu übersetzen: "Denkt größer!"
Denkt von Gott, von der Welt und vom Menschen größer! Immer wieder: größer denken! Bleibt nicht in euren kleinen und kleinlichen Gedanken hängen! Versucht immer wieder die einengenden Scheuklappen an den Augen und den Ohren aufzubiegen!
Mit der Aufforderung "Denkt größer!" richtet Jesus die Aufmerksamkeit der Zuhörer nicht auf die Vergangenheit, sondern auf die Zukunft. Es soll nicht eine Umkehr zu dem stattfinden, was wir bisher für gut und richtig hielten. Es ist an eine Hinkehr zu Gott gedacht.
Jesus wollte einen Weg nach vorn aufzeigen, und dieser Weg beginnt in unserem Denken und Sinnen. "Denkt und lebt größer, denkt und lebt über das hinaus, was ihr früher gedacht und gelebt habt."
Das ist der Grundtenor der Botschaft Jesus, den die Evangelien in die frühe Kirche weitergesagt haben. Und lange bevor die Evangelien entstanden, hatte Paulus es den Römern mit anderen Worten geschrieben: "Wandelt euch und erneuert euer Denken!"
Denkt größer! - das heißt im Sinne Jesu: größer denken von Gott, noch viel größer als jemals zuvor und immer wieder; größer denken auch von sich selbst und von den Mitmenschen, größer denken vom Leben und von der Schöpfung, größer denken von dem, was Religion ist und was "spirituell" meint... Größer denken von allem. So groß denken, wie er denkt. Und dann aus diesem größeren Denken her größer leben. So leben, wie Jesus gelebt hat auf Erden. Deshalb fordert er die Hörer seiner Botschaft auf, ihm nachzufolgen. Ihm nachfolgen, das heißt: seine Art, Mensch zu sein, zum Maßstab des Handelns und der Lebensgestaltung nehmen.
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