Gewohnheiten ändern

Immer, wenn ich mir früher eine Jacke angezogen habe, bin ich zuerst in den linken Ärmel geschlüpft. Vor etwa einem Jahr hatte ich dann eine Entzündung in der Schulter und es funktionierte nicht mehr wie bisher. Ich musste an meiner jahrzehntealten Gewohnheit etwas ändern. Das hat lange gedauert, aber gestern habe ich bemerkt: Es fühlt sich normal an.
Wissenschaftler haben herausgefunden, dass bis zu 50 Prozent unserer täglichen Entscheidungen von Gewohnheiten übernommen werden, die wir uns im Laufe des Lebens zugelegt haben. Und das ist in den meisten Fällen auch gut so, denn dieser Autopilot entlastet uns. Er schenkt uns die Möglichkeit, in einer komplexen Welt zu leben, ohne dass unser Gehirn mit der Flut von Reizen und Situationen heillos überfordert wäre. Es stimmt also, dass der Mensch ein Gewohnheitstier ist.
Allerdings kann unser Gehirn nicht zwischen guten und schlechten Gewohnheiten unterscheiden. Und so können auch schlechte Gewohnheiten unseren Autopiloten übernehmen. Das bemerken wir meistens erst, wenn wir – oder andere – sich davon gestört fühlen.
Doch es gibt Hoffnung: Das hat Jesus erlebt, als er nach der Taufe im Jordan seine Komfortzone verließ und sich in die Wüste zurückzog. Als er nach biblischen 40 Tagen zurückkam, begann er vom Reich Gottes zu sprechen. Es hatte sich etwas verändert. Er hatte sich verändert und war nicht der Versuchung erlegen, in den alten Trott zurückzukehren.
Das können auch wir erleben. Mit dem Aschermittwoch hat gewohnheitsmäßig die Fastenzeit begonnen. 40 Tage lang haben wir nach alter Tradition Zeit, unser Leben neu auszurichten und zu tun, wozu Jesus uns – sozusagen in seiner ersten Predigt – auch heute wieder auffordert: „Kehrt um!“ Das könnten wir natürlich auch zu jeder anderen Zeit im Jahr, aber auch da ist der Mensch wohl ein Gewohnheitstier.
„Kehrt um!“ Die 40 Tage der Fastenzeit können ein guter Zeitraum sein, um alte, schlechte Gewohnheiten loszuwerden und neue Gewohnheiten zu entwickeln. Und wenn die 40 Tage geschafft sind, dann stehen die Chancen gut, dass daraus etwas Neues und Dauerhaftes wird.
Ich bin mir sicher, dass ich etwas finden werde.
Foto: Peter Weidemann | pfarrbriefservice.de