„KulTourZeit“ auf Tour nach Hildesheim
Von Pastor Ulrich Schmalstieg - Ziel der Halbtagsexkursion im Mai war die St.-Godehard-Basilika, ehemals eine Ordenskirche der Benediktiner, außerhalb der Hildesheimer Stadtmauern gelegen. Bischof Bernhard von Hildesheim war ihr Erbauer. Nach der von ihm erreichten Heiligsprechung Godehards sollte sie dessen Gedächtnis und ihm persönlich als Grablege dienen.
Nach der Grundsteinlegung 1133 zog hier im Jahr 1136 der erste Mönchskonvent aus Fulda ein. In der Zeit des 15. Jahrhunderts, als die Reformation sich ausbreitete, schloss sich der Konvent unter ihrem Abt Lippold von Stemmen der reformorientierten Bursfelder Kongregation an. Aus dieser Zeit sind die Reste des künstlerisch bemerkenswerten Chorgestühls mit figürlichen Darstellungen der Kirchenlehrer und Heiliger erhalten geblieben, sowie einige Relieffiguren dieser Zeit, die durch die Übernahme in die barockisierte Ausstattungsepoche die Zeiten überdauerte. Sie gehörten zum Benediktaltar und waren ursprünglich holzsichtig, also ohne farbige Fassung.
Dr. Christian Scholl aus Hildesheim führte uns im Innenraum an die mit besonderer Sorgfalt und künstlerischem Einfallsreichtum gestalteten spätromanischen Kapitelle heran, die das hohe Mittelschiff der Kirche zu tragen haben. Im Chorraum mit der Grablege Bischof Bernhards erschloss Herr Scholl kenntnisreich die historistische Ausmalung. Der Blick aus dem Mittelschiff geht nach Entfernung von Chorschranke und Chorgestühl im 19. Jahrhundert frei in den hohen Chor. Dort blickt der Betrachter auf Christus als Weltenherrscher, umrahmt von den vier apokalyptischen Wesen, die auch die vier Evangelisten symbolisieren. Unter der Fensterzone sind die klugen und die törichten Jungfrauen aus dem Gleichnis (Mt 25, 1-13) dargestellt, die auf die in der Mitte dargestellte Tür zum Brautgemach konzentriert sind und warten, dass sie sich öffnen wird, wenn Christus als der Bräutigam erscheint. In diese Grundhaltung der Erwartung soll die sich im Gottesdienstraum versammelnde Gemeinde eingestimmt werden.
Zum Schluss durfte die Gruppe auch noch einen Blick in die Nebenräume von Sakristei und Kapitelsaal sowie die Schatzkammer werfen, die ursprünglich als Bibliotheksraum diente. Dort waren die vollplastisch gestalteten Figuren vom Chorgestühl sowie Kelche und Barockgewänder zu bestaunen. Mit einem herzlichen Dank verabschiedete Pastor Schmalstieg den Referenten. Die 22 strahlenden Personen machten sich anschließend wieder auf den Heimweg nach Liebenburg.