Kunst im Kloster
Von Pastor Ulrich Schmalstieg - Am Klemenstag im November hatte Künstlerseelsorger Ulrich Schmalstieg die Dominikaner nach Liebenburg eingeladen. Unter dem gemalten barocken Himmel, umrandet von der Vita des Papstes Clemens, sprach Pater Hans-Albert Gunk OP über die „Kunst im Kloster“. In seinen Ausführungen machte er deutlich, dass die gleichlautende Ausstellungsreihe in Braunschweig auf die Renovierung und Neugestaltung ihrer Kirche Ende der 1980er Jahre zurückgeht.
Für diese Renovierung wurde ein Besuch der Langelsheimer Herz-Mariä-Kirche mit dem gerade neu entstandenen Altarbild Gerd Winners richtungweisend. Dessen überbordende Farbigkeit im geöffneten Zustand und seine Zeichenfülle habe sie damals nachhaltig begeistert. Ebenso habe die Wandelbarkeit zu dem Wunsch geführt, etwas Ähnliches zu bekommen. Der geschlossene Zustand einer himmelwärts weisenden Stele habe in ihm die Assoziation eines violetten Mantels ausgelöst, in den man sich einhüllt und in sich geht. Schließlich entstand auf diese Weise in vielen Gesprächen und Besuchen Winners und seiner ersten Frau Ingema Reuter das dreifach wandelbare Kreuzbild in St. Albertus Magnus. Es zeigt eine Marien- eine Passions- und eine Alltagsansicht.
In einer eingespielten alten Filmreportage zusammen mit dem ZDF wurde die Herkunft der Alltagszeichen als road-marks von Straßen und Flughafenmarkierungen zu künstlerischen „Wegzeichen“ anschaulich nachvollziehbar.
Pater Hans-Albert bekannte, dass diese Begegnungen und gemeinsamen Arbeitsüberlegungen seinen Sinn für die zeitgenössische Kunst geschärft und intensiviert hätten. Vor allem der Weg, auf dem gesehene Wirklichkeit durch den künstlerischen Prozess zum tiefergründigeren Bild mit mindestens einer weiteren Bedeutungsebene transformiert werden kann, mache für ihn die Faszination aus.
Schließlich berichtete Pater Gunk als Beispiel für alle anderen Künstler, die er bisher ausstellen konnte, über seine Begegnung mit dem jüdisch-israelischen Menashe Kadishman, der im Jahr 2015 gestorben ist. Ein „Vader Abraham“-Typ sei er gewesen, mit einer bewegenden orientalischen Gastfreundschaft. Unkompliziert und großzügig sei die Auswahl von Werken für den Aschermittwoch der Künstler in Hildesheim und auch für den Skulpturenweg Salzgitter gelaufen. Gar nicht so leicht, aus den Mengen seiner unermüdlichen Arbeit, die sein Haus im Bauhaus-Stil in Tel Aviv überquellen ließen, das geeignete auszuwählen. Eine prägende Erfahrung für Kadishman war die Teilnahme seines Sohnes am Libanon-Krieg 1982. Sie führte zu einem Stil-Wechsel, in dem er von der zuvor zeichenhafteren Arbeitsweise zu häufiger figurativen Arbeitsweisen überging. Zwei Beispiele: Eine Skulptur „in Balance“ und „klagender Hund vor niedergestrecktem Soldaten“.
Pater Hans-Albert endete mit dem Werk „Flagge der Hoffnung“, die im Rahmen eines Kunstprojektes entstand. Zitat Kadishman: „Ich wollte die Zehn Gebote hinzufügen, weil sie vermitteln, was wir nicht tun und was wir anscheinend nicht können - nicht morden und nicht stehlen. Ich habe auf der linken Seite der Flagge einen Halbmond platziert, weil das meine Hoffnung ist, dass wir in einer friedlichen Region leben werden, in Einheit und Frieden. Auch wenn ich mich nicht an ein Leben ohne Krieg erinnern kann, kann ich immer noch träumen. Ich überlegte weiter, was ich in die Mitte des Sterns stellen sollte. Eine Flagge muss ein Symbol sein und sollte Optimismus vermitteln, und die Tauben (aus seiner Arbeit „Der Kuss“, die sich im Flug berühren und einander küssen) sind ein Symbol für Frieden, Liebe und Hoffnung.“ So endete der spannende Abend mit einem Impuls von hoher Aktualität.