Osterimpressionen
Von Barbara Schwinum - Im kürzlich von mir gelesenem Buch von Bischof Heiner Wilmer mit dem Titel "Gott ist nicht nett", beklagt er, dass die eigenen Gebete Predigten, Gedanken über Jesus manches Mal durch die Gewohnheit zu Palavern oder Floskeln werden können. Diese Zeilen schwirrten mir im Kopf, als ich vor den diesjährigen Ostergottesdiensten stand; schließlich feiere ich sie nun schon seit mehr als sechzig Jahren mit. Wird mich etwas berühren, werde ich auch mit dem Herzen spüren, dass Jesus wirklich auferstanden ist, sodass ich froh verkünden kann: Jesus lebt?“
In der Pfarrei St. Mariä Verkündigung waren wir in diesem Jahr, seit Corona erstmalig wieder, zur gemeinsamen Feier in die Herz Mariä Kirche in Langelsheim eingeladen. Bei der Abendmahlsfeier am Gründonnerstag berührte mich besonders die Hingabe, mit der Pater Cyriac uns die Füße wusch, bei jedem dann demütig die Stirn auf den Fußrücken legte; dabei spielte Matthias Schulte leise meditative Musik auf seiner Bassklarinette. Bei der anschließenden Anbetungsstunde bewegten mich am meisten die vielen Minuten der Stille: im Herzen vor dem offenen Tabernakel zu wachen, zu bitten und zu beten, zu fühlen…
Am Karfreitag waren wieder viele Gemeindemitglieder aus allen Orten gekommen. Bei den großen Fürbitten horchte ich dieses Mal auf, denn Sie waren angepasst an die jüngsten Ereignisse neu formuliert und wurden von Matthias singend vorgetragen; und was wäre ein Karfreitagsgottesdienst ohne den darauffolgenden jeweiligen Ruf: „Beuget die Knie, erhebet Euch!“ Dann endlich wieder die große Kreuzverehrung durch jeden einzelnen Gottesdienstteilnehmer (in den Coronajahren nicht so möglich); berührend am Schluss das Kreuz, vor dem zahlreiche Steine und Blumen lagen.
Den Ostersonntagsgottesdienst feierte ich mit ganz vielen Gläubigen aus unterschiedlichsten Orten unserer Umgebung in der, wie immer, schön geschmückten Schlosskirche St. Mariä Verkündigung. Furios ob der ungewohnt großen Besucherzahl, erklang deshalb das Eingangslied: „Christ ist erstanden von der Marter alle…“ Die Besucher freuten sich über den besonders schönen Osterleuchter, mit der diesjährigen Osterkerze und über das Auferstehungsbild am Altar.
Ich beobachtete eine junge Gastbesucherin, die sich ganz in die Ecke beim mittelalterlichen großen Kreuz zurückgezogen hatte und immer wieder mit erhobenen Augen und fest gefalteten Händen auf das Kreuz schaute, manchmal zum Gebet die Augen schloss. Erst bei der Predigt öffnet sie ihren Blick zum Altar hin. Ob sie erfahren durfte, dass „Jesus wirklich auferstanden ist, dass er lebt?“ Ich hoffe es.
Das von Pater Cyriac feierlich gesungene Hochgebet erwärmte mein Herz ebenso wie die Freude der Gottesdienstteilnehmer, die nach der Festmesse wieder ein kleines gefülltes Ostertütchen von uns als Vor-Ort-Team bekamen. Eine Gastbesucherin strahlte richtiggehend und meinte, sie hätte doch das kleine Geschenk gar nicht verdient, da sie ja nichts zur Ostervorbereitung beigetragen habe, aber sie freue sich trotzdem und werde von Inhalt etwas abgeben.“ Wie schön! War das Wetter am Sonntagmorgen noch verhangen, so zeigte sich am Mittag, ganz passend zum österlichen Geschehen, die Sonne und als ich beim Osterspaziergang am Nachmittag die vielen aufbrechenden Knospen und Blüten wahrnahm spürte ich: „Ja, Jesus Christus ist wieder einmal auferstanden, trotz allem, er lebt. Halleluja!“