Paddeln, pilgern und persönliche Erfahrungen
Von Marco Koch - Vier Tage lang waren die Jugendlichen, die sich auf die Firmung in diesem Jahr vorbereiten, unterwegs "Auf Gottes Wegen" - vielfach im wahrsten Sinne des Wortes, manchmal aber auch eher auf eine innere Weise. Treffpunkt war jeweils das Bischof-Rese-Haus in Vienenburg.
Los ging es am Himmelfahrtstag um 9.30 Uhr: In fünf Gruppen hatten die Jugendlichen den Auftrag einen Turm zu bauen, "der bis an den Himmel reicht!" (Gen 11,4) Die Herausforderung dabei war, dass jeder Gruppe nur ein paar Kartons, ein Bogen Tonkarton, verschiedenes Papier und ein wenig Kleber zur Verfügung standen. Also machten sie sich ans Werk. Fünf ganz unterschiedliche Türme entstanden, der höchste immerhin knapp zwei Meter hoch. Sogar dem Sturm - entfacht durch einen Fön - hielten sie stand. Und glücklicherweise ging die Aktion anders aus, als in der biblischen Erzählung: Die Jugendlichen ergänzten sich gut, arbeiteten zusammen und sprachen auch am Ende noch die gleiche Sprache, sodass sie nicht zerstreut wurden. Allerdings: Ein gewisser Stolz in der Gruppe, die den höchsten Turm gebaut hatte, war schon zu spüren.
Am Nachmittag ging es dann zu einer Paddeltour nach Braunschweig. Auf der Oker ging es die ungefähr 12 Kilometer von Rüningen nach Ölper - eine Erfahrung, die einige an die Grenzen brachte, besonders als ein Boot kenterte. Glücklicherweise waren gerade einige erfahrene Kanuten in der Nähe, die sofort zur Hilfe eilten. Die Tour dauerte weit länger als geplant, denn eine Gruppe ist erst dann angekommen, wenn auch die letzten das Ziel erreicht haben.
Am Freitagmorgen stand die nächste Herausforderung an: Ein Wanderung auf dem Kammweg der Teufelsmauer bei Blankenburg vom Großvaterfelsen zum "Hamburger Wappen". Es ging hoch und runter, scharf um die Kurve und dann wieder geradeaus. Mal gab es Geländer, mal ging es neben dem Weg steil bergab, während auf der anderen Seite steil aufragende Felsen waren. An einigen Stellen war der Untergrund felsig, dann wieder sandig oder mit Laub bedeckt. Einstellen konnte man sich nicht auf die Eigenschaften des Weges - es war wie im echten Leben. Und darum ging es unterwegs auch: Welches war der absolut schönste Moment deines Lebens? Was war die größte Enttäuschung? Die wichtigste Entscheidung? Die größte Herausforderung? Über diese Fragen machten die Jugendlichen sich auf dem Weg so ihre Gedanken und tauschten sich in Kleingruppen aus. Auf dem Rückweg kam dann noch eine spannende Frage hinzu: In welchem der „Momente“ hattest du das Gefühl, dass jemand mit dir geht? Dass Gott mit dir geht? War dir das in dem Moment selbst klar oder ist dir das erst hinterher bewusst geworden?
Um Talente ging es am Samstagmorgen: Welche Talente siehst du bei dir? Und wie sehen dich die anderen? Im Zusammenhang mit dem Gleichnis vom anvertrauten Geld (Mt 25,14-30) stellte sich aber auch die Frage, was jede und jeder aus den eigenen Talenten macht, wie er sie für sich und für andere einsetzen kann. Die entdeckten Talente einsetzen konnten die Jugendlichen bei der Geocaching-Aktion am Nachmittag. Anhand von Koordinatenangaben mussten vier Orte gefunden und die dort versteckten Aufgaben zum Thema "Heiliger Geist" gelöst werden. War das Ergebnis richtig, gab es die Koordinaten zum nächsten Cache. Wie in jedem Jahr gab es wieder eine Gruppe, die sich verlief, aber am Ende kamen doch alle wieder im Bischof-Rese-Haus in Vienenburg an.
Am Sonntag endeten die gemeinsamen Tage mit einem Rückblick in Form des Gebetes der liebenden Aufmerksamkeit: "Lasst unsere gemeinsamen Tage noch einmal vorbeiziehen, Tag um Tag, Ort um Ort, Begegnung um Begegnung. Manches wird wie in Zeitlupe vorbeiziehen, anderes im Zeitraffertempo. Wichtig ist nicht die Vollständigkeit, sondern ein Verweilen bei dem "Was sich anbietet". Empfindungen, Gefühle oder Gedanken, die du in einzelnen Situationen hattest, können wieder aufsteigen - andere melden sich vielleicht sogar erst jetzt."
Und so war es auch! Das wurde beim abschließenden Gottesdienst in der Kirche "Hl. Familie" deutlich, als die Jugendlichen von ihren Erfahrungen erzählten. Jede und jeder der Jugendlichen nahm zumindest eine (Gemeinschafts- und/oder Gottes-)Erfahrung mit. Atmosphärisch waren es sehr dichte Tage, auch dank der neuen und der erfahrenenen Katechet:innen, so dicht, dass einige der Teilnehmer:innen schon jetzt darüber nachdenken im nächsten Jahr noch einmal mitzumachen - als Katechet:innen.