Was hat der „Zölibat“ mit der Klimakrise zu tun?
Von Barbara Schwinum - Es war gar nicht so leicht, in den zur Verfügung stehenden zwei Stunden zu berichten, denn das vorliegende Buch liefert eine Fülle von Informationen aus kirchenhistorischer Sicht.
Der Zölibat ist im neuen Testament, vor allem durch Paulus propagiert, ein Ideal, aber längst keine Verpflichtung (1Kor 7,7). So existieren auch in den ersten Kirchenjahrhunderten verheiratete und nicht verheiratete Gemeindevorsteher nebeneinander. Erst bei der Synode von Elvira (Spanien) um das Jahr 300 wird Priestern „auferlegt, sich im Dienst ihrer Ehefrauen zu enthalten“. Auf dem Zweiten Lateralkonzil 1139 ging man noch weiter: Die Ehen geweihter Männer sollten laut dem Abschlussdokument sogar „getrennt“ werden. Das Konzil von Trient im 16. Jahrhundert und das Zweite Vatikanische Konzil in den 1960iger Jahren bekräftigten den priesterlichen Pflichtzölibat wiederum. Als 1917 erstmals weltweit ein verbindliches Kirchenrecht festgelegt wurde, stand die notwendige Ehelosigkeit dort schwarz auf weiß. Gezielte päpstliche Diskussionsverbote, so auch beim Zweiten Vatikanum, halten das Gebot bis heute aufrecht. Priestermangel, Missbrauchsvorwürfe, die Strukturkrise der katholischen Kirche zwingen den Vatikan wieder einmal über den Zölibat zu reden.
Es wurde versucht, bei dem Vortrag deutlich zu machen, dass das Pflichtgebot zum Zölibat für Priester in den nachbiblischen Jahrhunderten aus zeitbedingten, geschichtlichen Gründen gewachsen ist und auch immer wieder gegen Widerstände neu durchgesetzt werden musste. Da der Zölibat sich nicht eindeutig biblisch begründen lässt, er nach der Lehre der Kirche kein Dogma ist, das unveränderlich wäre, sondern ein bloßes Kirchengesetz, kann es auch jederzeit geändert werden, wenn es die Bedürfnisse der Menschen unserer Zeit notwendig machen.
Die Teilnehmer des Abends äußerten sich deutlich für eine Abschaffung des Pflichtzölibats. Teilweise war man aus heutiger Sicht auch sehr erstaunt, schüttelte innerlich vielleicht sogar mit dem Kopf, über die zeitbedingten Begründungen, die dieses Kirchengesetz über so viele Jahre erhalten haben.
Wie aber werden unsere Nachkommen vielleicht in einhundert und mehr Jahren über unsere Generation denken, wenn sie sehen, wie wenig wir z. B. gegen die Klimakrise unternehmen und wie schleppend etwas dagegen unternommen wird, obwohl wir um die Probleme doch schon so lange wissen? Das kleine Gespräch von Pfarrer Mogge mit mir im Anschluss an den Gesprächsabend gab mir dahingehend zu denken. In kleineren Gruppen diskutierten auch die anderen Teilnehmer/innen noch etwas nach dem offiziellen Schluss und schließlich hat man sich auch vielfältig für die Vorbereitung bedankt.
Es hat mir wieder viel Freude gemacht und das nächste Buch ist schon im Blick und der nächste Abend in Planung.