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Die Geschichte der katholischen Kirche in Schladen
Schladen wird 1110 als "Sladheim" bzw. als "Scladhem" urkundlich greifbar. Hof und Burg, an der Oker gelegen, waren ursprünglich im Besitz der Reichspfalz Werla, mit ihr gelangten beide im Jahre 1096 an Bischof Udo (1079 - 1114) von Hildesheim. 1110 bis 1353 waren Hof und Burg schließlich im Besitz der Herren von Dorstadt, die sich später nach ihrem Herrensitz von Schladen nannten und Lehnsträger des Hildesheimer Bischofs waren. Nachdem die Herren von Schladen 1360 ausgestorben waren, belehnte der Hildesheimer Bischof verschiedene Adelsfamilien mit der Wasserburg, welche auf seine Initiative hin befestigt worden war.
St. Martinus
Neben der Burgkapelle, die als Zeichen hildesheimischer Besitzung vermutlich der Jungfrau Maria geweiht war, wird schon 1110 in der gleichnamigen Burgsiedlung Schladen ein Gotteshaus erwähnt. Die Kirche gehörte ursprünglich zum Königshof Werla und war dem heiligen Martinus geweiht. Über das Patronatsrecht der Pfarrkirche St. Martinus, die zum Archidiakonat Neuenkirchen gehörte, verfügte das Hildesheimer Domkapitel, das im Dorf begütert war. In Schladen werden schon 1307 mit "Henricus plebanus in Saldem" und 1347 mit "Heinrich Velhouer" und mit "Terner von Schladdem" Pfarrgeistliche urkundlich greifbar.
Als strategisch wichtiger Stützpunkt an der Oker war Burg Schladen in der Fehde zwischen Bischof Siegfried II. (1279 - 1310) von Hildesheim und dem Braunschweiger Herzog Heinrich dem Wunderlichen (1279 - 1291) - die Herren von Schladen waren Parteigänger des Herzogs - ein begehrtes Streitobjekt; Burg Schladen wurde damals schwer belagert. Der letzte Graf aus der Familie von Schladen verkaufte im Jahre 1353 die Feste an das Hildesheimer Domkapitel; den Verkauf bestätigte Kaiser Karl IV. (1355 - 1378). Wirtschaftliche Not zwang jedoch die Hildesheimer Bischöfe, die Burg im 14. und 15. Jahrhundert mehrfach zu verpfänden.
Im Zuge der Hildesheimer Stiftsfehde (1519 - 1523) gelangten Burg und Siedlung Schladen an das Fürstentum Braunschweig. Die katholischen Religionsverhältnisse waren hier unter der Herrschaft Herzog Heinrichs des Jüngeren (1514 - 1568) noch gesichert. Anders nach dem Regierungsantritt seines Sohnes Julius (1568 - 1589), als dieser Herzog die Reformation in seinem Territorium konsequent einführen ließ. Das Amt Schladen war jedoch schon während des politischen Interregnums 1542, als Herzog Heinrich der Jüngere aus seinem Land fliehen musste, auf Initiative der protestantischen Fürsten des Schmalkaldischen Bundes visitiert worden. Damals handelte es sich jedoch hauptsächlich um eine Bestandsaufnahme der kirchlichen Liegenschaften und Vermögenswerte; die Besetzung der Pfarrstelle an St. Martinus mit einem evangelischen Geistlichen konnte erst nach 1568 durchgeführt werden. Zunächst war im Westfälischen Frieden von 1648 das Normaljahr festgelegt worden, das für 1624 den konfessionellen Besitzstand auch in Schladen garantierte. Schladen gehörte somit zu den protestantischen Dörfern, die, im Großen Stift gelegen, vormals hildesheimischer Leitung unterstanden hatten.
Amtspfarrei mit Marienpatrozinium
Erst nach Rückgabe des Großen Stiftes 1643 konnten die katholischen Reformen auch in Schladen greifen. Fürstbischof Maximilian (1650 - 1688) von Bayern richtete in Schladen, das sich mit dem Burgsitz seit dem Mittelalter als Verwaltungszentrum ausgewiesen hatte, 1667 eine Amtspfarrei ein, der alle Dörfer des Amtes Schladen angeschlossen wurden; die Siedlungen Schladen, Burgdorf, Ohrum, Ohldendorf, Gielde und Neuenkirchen gehörten zum Amt. Da die Pfarrkirche auf dem Amtshof, dem ehemaligen Burgsitz, errichtet wurde, erhielt sie im Anschluss an das Marienpatrozinium der mittelalterlichen Burgkapelle ebenfalls ein solches. Das Gotteshaus wurde im Jahre 1686 konsekriert.
In Schladen wurde 1784 Leo von Klenze, der Erbauer der Walhalla bei Regensburg, geboren. Auch befindet sich die "Bochholtsche Stiftung" in Schladen. Im Jahre 1773 stiftete Domkapitular Ferdinand Wilhelm von Bochholt ein Hospital für alleinstehende Frauen in Schladen. Heute wird das Haus als Pfarrheim genutzt.
Während des 18. Jahrhunderts gehörten die Katholiken in Schladen zur Minderheit der Dorfbewohner; im Jahre 1701 waren von 343 Einwohnern Schladens lediglich 50 katholisch. Auch deshalb förderten die Hildesheimer Fürstbischöfe die katholische Pfarrei St. Marien besonders; Fürstbischof Clemens August (1724 - 1761) von Bayern schenkte der Pfarrkirche im Jahre 1737 zwei Glocken. Sein Amtsnachfolger Fürstbischof Friedrich Wilhelm (1763 - 1789) von Westfalen ließ das Gotteshaus in Schladen grundlegend renovieren. Das Arbeitsplatzangebot am Kirchbau zog katholische Handwerker und Arbeiter aus Westfalen an, sodass sich die Gemeindegröße der Pfarrei erhöhte. Im 19. Jahrhundert kamen während der Erntesaison noch polnische Landarbeiter hinzu, die auf dem Domänengut Beschäftigung gefunden hatten.
St. Joseph
Im Jahre 1803 - 1806 wurde infolge des Reichsdeputationshauptschlusses der Amtshof preußische Domäne. Als der Neubau der Pfarrkirche in Schladen dann immer dringlicher wurde - das Gotteshaus aus dem 17. Jahrhundert war baufällig - wurde jetzt die westfälische, dann die königliche Regierung in Hannover verpflichtet, den Kirchbau wirtschaftlich zu tragen. Der Neubau der Kirche wurde im Jahre 1864 begonnen und 1868 fertiggestellt. Bischof Eduard Jakob Wedekin (1849 - 1870) weihte am 29. Juni 1869 die Kirche zu Ehren des heiligen Joseph.
Mit der Industrialisierung in den umliegenden Städten, der Reform in der Landwirtschaft und letztlich mit dem Anschluss Schladens an das Eisenbahnnetz setzte direkt im Dorf ein enormer Bevölkerungsanstieg ein; Schladen zählte im Jahre 1895 im Landkreis Goslar schon 2455 Einwohner, während 1986 evangelische Christen waren, gehörten 469 der katholischen Kirche an. Das erst 1869 geweihte Gotteshaus wurde im Jahre 1905 durch einen Blitzschlag völlig zerstört. Die Kirche wurde jedoch wieder aufgebaut und am 18. August 1907 durch Bischof Adolf Bertram (1906 - 1914) zu Ehren Mariens geweiht; St. Joseph wurde Nebenpatron.
St. Marien
Während des Ersten Weltkrieges (1914 - 1918) waren im Jahre 1915 597 Dorfbewohner katholischer Konfession. Hinzu kamen noch etwa 720 Katholiken, die im Seelsorgesprengel der Schladener Marienpfarrei wohnten; ebenso polnische Saisonarbeiter, 1916 betrug ihre Anzahl 324. Nach Kriegsende konsolidierte sich das katholische Gemeindeleben zusehends; kirchliche Vereinigungen, wie der Mütter- und Männerverein, gründeten sich.
Nach der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten 1933 griffen die staatlichen Repressalien im Bereich der katholischen Pfarrei in Schladen deutlich. Die örtliche Bekenntnisschule wurde zunächst aufgehoben, Veranstaltungen der kirchlichen Vereinigungen durch die Gestapo verhindert bzw. verboten. Als im Jahre 1939 der Zweite Weltkrieg (1939 - 1945) ausbrach, mussten die katholischen Frauen aus Oberschlesien, die damals auf der Domäne Broistedt arbeiteten und kirchlich betreut wurden, in ihre Heimat zurückkehren. Durch zahlreiche Luftangriffe - Schladen war an das Schienennetz angeschlossen - wurden die Gottesdienste behindert. Noch während des Krieges suchten 1943 Evakuierte aus dem Raum Köln und Aachen in Schladen und den benachbarten Dörfern Unterkunft. Da viele von ihnen katholischer Konfession waren, besuchten im Jahre 1945 etwa 1139 - 1400 Katholiken die Gottesdienste in St. Marien. Die Evakuierten kehrten nach Kriegsende wieder nach Köln oder Aachen zurück. Abgelöst wurden sie in Schladen durch den Zustrom der katholischen Heimatvertriebenen, die im Dorf und in der Umgebung auf Quartiere und mittelfristig auf Arbeitsmöglichkeiten hofften. Ihre Hoffnungen konnten sich jedoch nicht erfüllen, sodass sich in den folgenden Jahren die Katholikenzahl in Schladen auf etwa 1500 einpendelte.
Neuerungen im Bereich von Pfarrei und politischer Kommune griffen im Jahre 1961 mit dem Bau der innerdeutschen Grenze. In östlicher Richtung gelangte Schladen jetzt in ein verkehrstechnisches Vakuum und in wirtschaftliche Isolation. Kirchlich gab es erhebliche Umbrüche, als das benachbarte Hornburg, auf Paderborner Bistumsgebiet liegend, von seiner katholischen Mutterpfarrei in Osterwiek durch den Bau der innerdeutschen Grenze getrennt wurde. Hornburg und der Nachbarort Isingerode wurden zunächst zur Pfarrvikarie Börßum gelegt; seit 1981 erfolgte dann die Pastoration der Hornburger Katholiken durch die Seelsorger der Pfarrei St. Marien in Schladen.
Politische Neuordnungen traten in Schladen infolge der Kreis- und Gebietsreform in Niedersachsen in Kraft; Schladen wurde 1974 Sitz der gleichnamigen Samtgemeinde, welcher die Gemeinden Gielde, Schladen, Werlaburgdorf sowie die Stadt Hornburg angeschlossen und dem Landkreis Wolfenbüttel eingegliedert wurden. Auf die Anzahl der seelsorglich zu betreuenden Katholiken in Schladen hatte die kommunale Neuordnung jedoch kaum Auswirkungen; die Anzahl der Katholiken lag hier zwischen 1971 und 1980 bei etwa 1400. Änderungen wurden in der Pfarrei erst 1981 deutlich, als man über 300 Katholiken aus Hornburg mit betreute. Auch wurde die Pfarrei St. Marien in Schladen jetzt dem Dekanat Wolfenbüttel zugeordnet.
Im Zuge der Vereinigung Deutschlands im Jahre 1990 wurden nicht nur politische, sondern auch kirchliche Neustrukturierungen notwendig, wenngleich diese Schladen nur indirekt betrafen. Hornburg wurde 1995 aus der Erzdiözese Paderborn dem Bistum Hildesheim eingegliedert und selbständige Kirchengemeinde; dadurch verringerte sich die Anzahl der Katholiken in der Pfarrei St. Marien von 1990 bis 1995 von 1449 auf 1427. Die Differenz fiel schwach aus, da durch die Vereinigung Deutschlands Schladen aus der infrastrukturellen Isolation gelöst wurde und wieder wirtschaftliche Impulse erhielt; beides förderte die Neubautätigkeit in der Gemeinde und den Zuzug von Katholiken. Schladen ist heute Grundzentrum der Samtgemeinde mit der Entwicklungsaufgabe Wohnen und Gewerbliche Wirtschaft.
Seit der Errichtung der "Katholischen Kirche Nordharz" mit Wirkung vom 1. Juli 2007, ist St. Marien gemeinsam mit den Filialkirchen Herz Mariä (Langelsheim), St. Joseph (Othfresen) und St. Clemens (Hornburg) Teil der Pfarrei St. Mariä Verkündigung in Liebenburg.